Das IKT-Kolloquium 2023 zeigte: traditionell muss nicht altbacken heißen. Doppelveranstaltung und großes Thema gaben eine gelungene Kombination.

Der große Andrang zeigte: Das Thema für den Präsenzteil des diesjährigen Stuttgarter Kunststoffkolloquiums war klug gewählt.

Streifinger, Florian

Recycling

Umweltmanagement

Biokunststoffe

Kunststoff Werkstoffe

Kunststoff-Recycling

Kunststoffverarbeitung: Verfahren

Kunststoff-Aufbereitung

Kunststoff-Rezyklat

Kreislaufwirtschaft

Der gewundene Weg zur Klimaneutralität

Die Qualität von Rezyklaten gilt als zu gering. Verbessern lässt sie sich mit Additiven, wie der rege Austausch auf dem Praxisforum Kunststoffrezyklate zeigte.

In diesem Jahr lag der Schwerpunkt der Tagung ganz klar auf Additiven für Recyclingmaterialien.

Nachbericht Praxisforum Kunststoffrezyklate 2023

Additive

Wie wichtig Additive für das Kunststoffrecycling sind

Neuware ist, seitdem sich die Logistikketten nach Corona in der 2. Jahreshälfte 2022 wieder neu sortiert haben, sehr billig in Europa und verdrängt PET-Rezyklate.

Ungenutzte Ressourcen: Verarbeiter setzen bei PET aktuell wieder mehr auf Neuware.

16:9

Polyethylenterephthalat

Thermoplaste

„Das gesamte PET-Recycling ist in einer Schieflage“

Christian Schiller hat es sich zum Ziel gesetzt, dass die Floskel „Kunststoffabfälle sind Wertstoffe” Wirklichkeit wird. Sein Mittel der Wahl: Digitalisierung.

Digitale Transformation

Wirtschaft

Innovationen und neue Technologie

Start up

Unternehmen und Unternehmer

Ehrhardt, Melanie

„Wir sehen uns als  Grundlagendigitalisierer“

Pöppelmann K-Tech fertigt Waschkappen für die Automobilindustrie, für deren Material zu einem großen Teil Post-Industrial-Rezyklat (PIR) eingesetzt wird.

Recycling-Waschkappe für die Automobilindustrie: Material und Herstellungsverfahren optimiert, CO<sub>2</sub> eingespart, Kreislauf geschlossen

Automotive

Fahrzeugbau

Pöppelmann realisiert Kreislauf für Serienprodukt

Mit ihren Recycling-Plattformen wollen igus und cirplus künftig gemeinsam die regenerative Kunststoffwirtschaft vorantreiben.

Michael Blass, Geschäftsführer e-kettensysteme bei der Igus GmbH (links) und Christian Schiller (rechts), Geschäftsführer bei Cirplus, freuen sich über die Zusammenarbeit.

Unternehmen

kunststoffe.de

Igus investiert in Cirplus

Seit kurzem können Unternehmen die RIGK Abteilung „PlastCert“ beauftragen, ihre Verpackungen nach RecyClass zu zertifizieren.

PlastCert erweitert Service

Recyclingquoten nahe 50 % suggerieren das Bild einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Ein Blick hinter diese Zahlen zeigt jedoch, das täuscht.

Nachfrage und Einsatz von Kunststoffrezyklaten erhöhen

Der lange Weg zur Kreislaufwirtschaft

Recycelte Schokoladenformen aus PC erfüllen in der Regel nicht die Lebensmittelkontaktbestimmungen. Eine neue Recyclingstrategie soll Abhilfe schaffen.

Polycarbonat kommt häufig für Formen in der Schokoladenherstellung zum Einsatz.

Recycling-PC für den Lebensmittelkontakt

Polycarbonat

Die Schokoladenseite von Polycarbonat

Ein Kunststoffverarbeiter sammelt diese und schickt sie zu Pekutherm, wo sie zu Rezyklaten verarbeitet werden. Das zahlt sich aus.

Verschnitt für Recycling: Das gesammelte Material kann ohne Einbußen in der Qualität in in neues Material verarbeitet werden.

Verschnitt ist Gold wert

Die neuesten technologischen Fortschritte bei der Flakesortierung tragen dazu bei, die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen.

Gemischte Kunststoffabfälle: Polyolefine machen mit etwa 180,5 Millionen Tonnen den Löwenanteil der jährlichen Kunststoffproduktion aus.

Vom Abfallprodukt zum hochwertigen Rohstoff

Quantensprung bei der Qualität  von Rezyklaten

Die EU-Kommission hat einen Vorschlag für eine neue Altautoverordnung vorgelegt. Darüber sprach Kunststoffe mit TecPart-Geschäftsführer Michael Weigelt.

Michael Weigelt ist Geschäftsführer des Verbands TecPart.

Interview mit TecPart-Geschäftsführer Michael Weigelt

Technische Kunststoffe

Technische Spritzgussteile

Halbzeuge und Zwischenprodukte

Kunststoff-Halbzeuge

„Über die Quoten müssen wir reden“

Die CO2-Emissionen von Autos sollen nach Wunsch der Hersteller sinken – auch durch Kunststoffe. Wie sich die Hersteller das vorstellen, zeigte die VDI PIAE 2023.

Die Fahrzeughersteller hatten wieder einige Schmuckstücke nach Mannheim gebracht

Nachbericht VDI PIAE 2023

Krisen als Normalzustand – und als Chance

Gleichzeitig konnte der Plastikverbrauch bei den Verpackungen von Lidl und Kaufland weiter reduziert werden.

Verpackungsmittel aus Kunststoffen

Kunststoffverarbeitung

Verpackungstechnik

Schwarz Gruppe steigert Rezyklateinsatz

Michael Ludden übernimmt auch für die kommenden vier Jahre den Vorsitz des VDMA Fachverbands Abfall- und Recyclingtechnik.

v.l.n.r.: Benedikt Preker, Michael Lackner, Peter Funke, Ferdinand Doppstadt, Michael Ludden. (Nicht im Bild: Valerie Degenhardt)

Verbände, Institutionen, Messen

Dienstleistungen

Personen

Neuer Vorstand des VDMA Fachverbands gewählt

TecPart kommentiert den Entwurf der EU-Kommission zur neuen europäischen Altautoverordnung.

Noch immer gehen zu viele Altfahrzeuge dem Recycling verloren. Das will die EU mit einer entsprechenden Verordnung ändern. TecPart unterstützt das Vorhaben grundsätzlich, hält die geforderten Quoten jedoch für zu ambitioniert und fordert Nachbesserungen.

Der Entwurf der EU-Kommission zur neuen europäischen Altautoverordnung war lange erwartet worden. TecPart (Verband Technische Kunststoff-Produkte) begrüßt laut eigener Aussage, dass diese Diskussionsgrundlage nun vorliegt. Wichtige Ansätze zur Planbarkeit und damit zur Investitionssicherheit würden aus dem Entwurf deutlich. Automobilhersteller, die Zulieferkette ebenso wie die Recycler seien nun dazu aufgerufen, sich bis Ende September 2023 eine Position zu erarbeiten, mit der es gelingen kann, den Rezyklatanteil in Fahrzeugen zu erhöhen.

Diese Positionierung diene dann als Grundlage für weitere Gespräche mit der Kommission. Dazu hat TecPart mit seinem Netzwerk zu interessierten Fachkreisen der OEMs, TIERs, Unternehmen der Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft sowie mit seinen Mitgliedern in ersten Treffen eine Analyse durchgeführt, um die Durchführbarkeit des Kommissionsentwurfs konstruktiv zu prüfen.

Plangröße bei der beispielhaften Überlegung sind 400 kg Kunststoffe, die in jedem Neufahrzeug verbaut werden. Davon fließen derzeit rund 200 kg aus den Materialien PE, PP, PA und ABS in die Kunststoffprodukte ein. Die andere Hälfte der Produkte entsteht aus mehr als 100 Kunststofftypen. Damit ist aus dieser Hälfte je Kunststofftype weniger als 2 kg im Auto verbaut. All diese Kunststoffteile leisten heute im Fahrzeug einen wichtigen Beitrag zur Gewichts- und damit zur Verbrauchsreduzierung der Fahrzeuge während der Nutzungsdauer, was sich positiv im Vergleich zu anderen Werkstoffen auf den CO<sub>2</sub>-Fussabdruck auswirkt.

Post-Consumer Rezyklatquote zu ambitioniert

„Die Forderung der neuen EU-Autoverordnung, die Kunststoffbauteile in Neufahrzeugen mit einem höheren Rezyklatanteil auszustatten, ist nachvollziehbar und wird begrüßt“, heißt es in einem offiziellen Statement. Die vorgeschlagene Rezyklateinsatzquote von 25 % je Neufahrzeug bis 2030 für Kunststoffprodukte, die schon im Gebrauch waren (PCR = Post-Consumer Rezyklate), scheine im Moment zu ambitioniert. TecPart unterstreicht die Aussage mit folgenden Gründen:

Zusammen werden ca. 2,1 Mio. Tonnen Kunststoffe in der Automobilindustrie (1,2 Mio. t) und der Elektroindustrie (0,9 Mio. t) in Deutschland verarbeitet (Quelle: <a href="https://www.kunststoffe.de/a/fachartikel/stoffstrombild-kunststoffe-in-deutschlan-3590697">(K+) Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021</a>). Rund eine Million Tonnen sind Materialien (wie z.B. PE, PP, PET), die auch für kurzlebige Wirtschaftsgüter – wie Verpackungen – eingesetzt, verarbeitet und gesammelt werden. Die restlichen 1,1 Millionen Tonnen der in E+E- und Fahrzeuganwendungen verarbeiteten, meist technischen Kunststoffe (wie PA, ABS, PBT, POM, PC, u.v.a.m) haben keinen großen Abfallstrom nach ihrer Nutzung, auch weil die Einzelteile einer Baugruppe oft aus einem funktionalen Materialmix bestehen.

Nur 10% der hier produzierten Fahrzeuge wird auch in Deutschland verwertet. Der Abfallstrom wird bei den Fahrzeugen zudem limitiert, da ein Großteil der hier produzierten Fahrzeuge (2022: 3,5 Mio. Stück) zur Weiterverwendung in andere Länder exportiert wird und nur rund 10% in Deutschland einer Verwertung zugeführt werden.

Die Rezyklate für den Fahrzeugbau dürfen nach dem Verordnungsentwurf der EU zukünftig nicht mehr aus der gemischten Schredderleichtfraktion der Altauto- und Altelekrogeräteverwertung gewonnen werden. Dies eliminiert nach Ansicht des Verbandes eine wertvolle Quelle für hochwertige <a href="https://www.kunststoffe.de/a/fachartikel/was-sind-eigentlich-rezyklate-3434319">Kunstststoffrezyklate</a>. Darüber hinaus sind die bisher häufig in Einsatz gebrachten Post-Industrial-Rezyklate (PIR), die aus sortenreinen Abfallströmen der Kunststoffverarbeitung für die Rezyklatherstellung verwendet wurden, auf die nun geforderte Rezyklatquote nicht anrechenbar.

Schließlich sollen in den 100 kg der ab 2030 in jedem Neufahrzeug verbauten Rezyklate 25 kg aus dem „Closed loop“ alter Fahrzeuge stammen. Bezogen auf die 400 kg verbaute Kunststoffe je Fahrzeug und einem Rücklauf von nur 10% müssen aus den dann noch zur Verfügung stehenden „40 kg Kunststoff“ 25 kg Rezyklat gewonnen werden. Oder anders formuliert: Aus den Kunststoffabfällen der Altfahrzeuge sollen 63% wieder als Kunststoffrezyklate ins Auto fließen – sofern nicht andere Länder die Rezyklate für die deutsche Quotenerfüllung zur Verfügung stellen können.

Nachgefragt bei TecPart, ob die entsprechenden Mengen auch zur Verfügung stehen, antwortet der Geschäftsführer Michael Weigelt: „Technologisch ist das mit den heute verfügbaren Verwertungssystemen nicht möglich. Zu hoffen ist, dass die sich häufig ändernde Chemikaliengesetzgebung in 2030 die Materialien, die 2010 auf die Straße gebracht und in den Fahrzeugen 20 Jahre genutzt und kontaminiert wurden, dann noch vollumfänglich für eine Wiederverwendung zulässt.“

Fakt ist, dass die angedachten Quoten für die Fahrzeuge bezogen auf die 400 kg, die im Beispiel eingesetzt wurden, von 20 kg PCR- und PIR-Materialien auf künftig 25 kg Rezyklaten aus alten Autos und 75 kg aus PCR-Materialien gesteigert werden sollen.

Entwicklungszyklen der Industrie nicht berücksichtigt

Die Vorstellung, dass dies bereits bis 2030 gelingt, orientiert sich im Entwurf der EU-Kommission nicht an den bisherigen Entwicklungszyklen der Automobilindustrie. Mindestens zwei Jahre vor Serienstart rollen in der Regel bereits die Prototypen auf der Straße zur Erprobung der neuen Komponenten. Zwei Jahre davor müssen die Materialien festgelegt und qualifiziert worden sein, ebenso wie die gesicherte Materialversorgung. Damit sind die Material- und Rezyklaterzeuger bereits heute gefordert, sich entsprechende Abfallströme gleichbleibender Qualität aus Post-Consumer-Abfällen zu sichern.

Darüber hinaus müssen die Zuliefer-, wie auch die Automobilindustrie, schnellst möglich Bauteile so konstruierten, dass sie auch unter dem Einfluss von potenziellen Schwankungen von Rezyklaten funktionieren. Multimaterialsysteme müssen reduziert und die Demontierfähigkeit erhöht werden, um qualitativ und quantitativ bessere Abfallströme für die Wiederverwendung in Zukunft zur Verfügung zu haben.

Da die Rezyklateinsatzquoten auch für andere Branchen bis 2030 ansteigen werden (wie zeitgleich in den Verpackungsanwendungen diskutiert) und nach dem Entwurf der Kommission PIR nicht mehr als „quotenfähiges“ Rezyklat zählen soll, ist eine drastische Steigerung der Kunststoffverwertung von Post-Consumer-Abfällen in Deutschland und Europa erforderlich. Aus den heute in Deutschland jährlich anfallenden rund 5,4 Mio. t Kunststoffabfällen nach Gebrauch müssten rechnerisch nicht wie bisher 1,3 Mio. t (24%), sondern 3,8 Mio. t (70%) Rezyklate (PCR-Verwertungsquote) hergestellt werden.

Für die im TecPart organisierten Kunststoffrecycler wären solche Rezyklatmengen der dafür erforderlichen Abfallströme im aktuellen Preiskampf zwar wünschenswert; realistisch sind sie aber nicht. Vielmehr stellt sich die Frage, wenn PIR nicht mehr als Rezyklat für die Quote gezählt wird, was dann mit den sortenreinen Industrieabfällen passiert, insbesondere in einer Situation, wie wir sie derzeit erleben, wo Originalware günstiger ist als das Pendant aus Rezyklat.

Weigelt ist irritiert ob des Ausschlusses von PIR. „Es darf nicht passieren, dass wertvolle und sortenreine Industrieabfälle, die zudem häufig aus den dringend erforderlichen technischen Kunststoffen sind, künftig nicht mehr zur Rezyklatquote für Fahrzeuge gezählt werden sollen.“ Damit würden rund 600.000 t Rezyklate verloren gehen, insbesondere dann, wenn die Neuware unter dem Preis des Rezyklat liegt. „Daher stellen einige Recycler, die schon jetzt unter dem hohen Strompreis leiden,  bereits heute ihr Geschäftsmodell in Frage“, so Weigelt weiter.

Die automobile Wertschöpfungskette sei aufgerufen, sich bewusst zu machen, was im vorgelegten Entwurf der europäischen Altfahrzeugverordnung steht. „Nur mit einer in sich geschlossenen Argumentation zu den Zielen des Entwurfs der EU-Kommission werden Kunststoffe auch künftig noch ihre wichtige Rolle bei der Gewichts-, Emissions- und Verbrauchsreduzierung im Fahrzeug spielen können“, so der Verband.

Der vorliegende Entwurf wird bei TecPart mit interessierten Stakeholdern gemeinsam kommentiert und konstruktiv bis zu einem harmonisierten Branchenstatement zum Entwurf der EU-Altfahrzeugverordnung begleitet. Das Ziel sei es, sich für realistische und umfassende (PIR und PCR) Rezyklat- und Zeitvorgaben einzusetzen, die dann auch die erforderlichen Sicherheitsaspekte im Fahrzeug besser würdigen, als dies eine pauschale Quote leisten könnte.

Auch gilt es deutlich zu machen, dass Autos keine Verpackung sind. Soll heißen, dass die fünf wesentlichen Materialien, wie sie in der Verpackung mit rund 4,4 Mio. t/Jahr verarbeitet werden, gut nutzbare und große Abfall-Stoffströme erzeugen, anders als die 1,2 Mio.t Kunststoffe pro Jahr, die im Fahrzeugbau mit über 100 Materialien eingesetzt werden.

TecPart - Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V. 

https://www.tecpart.de

Michael Weigelt, Geschäftsführer von TecPart: „Es darf nicht passieren, dass wertvolle und sortenreine Industrieabfälle künftig nicht mehr zur Rezyklatquote für Fahrzeuge gezählt werden sollen.“

TecPart: „Die Entwicklungszyklen der Automobilindustrie wurden in dem Entwurf nicht berücksichtigt.“

Verwertung demontierter Werkstoffe aus Altfahrzeugen in Deutschland 2020

2023-08-07 - Tecpart

EU-Altautoverordnung: "Die Rezyklatquoten sind unrealisitsch"

Jedes Jahr erreichen mehr als sechs Millionen Fahrzeuge in Europa das Ende ihrer Lebensdauer. Eine unzureichende Handhabung von Fahrzeugen am Ende ihrer Lebensdauer führt zu einem Wertverlust und einer Umweltverschmutzung. Das will die EU-Kommission mit einer Verordnung ändern. <a href="https://www.kunststoffe.de/a/news/eu-will-recycling-von-altautos-erleichte-4925010">Weiterlesen</a>