Zahoransky liefert Anlagen und Spritzgießwerkzeuge für die Herstellung von bruchsicheren Primärverpackungen für Medikamente. Drei Anwendungsbeispiele.

Das doppelte Schnellwechselsystem für Pipettenspitzen ermöglicht ein schnelles Wiederanfahren der Produktion nach kurzen Wartungsunterbrechungen.

Kunststoff statt Glas: Für mehr Freiheit im Design und Sicherheit im Umgang

Automatisierungszellen

Automatisierungstechnik

Spritzgießen

Kunststoffverarbeitung: Verfahren

Spritzgießwerkzeuge

Kunststoffverarbeitung: Maschinen und Komponenten

Werkzeuge für die Kunststoffverarbeitung

Medizintechnik

Medizinprodukte

Pharmazeutische Primärverpackungen ohne Bruchgefahr

Pipettenspitzen verfügen über ein anspruchsvolles Wanddicken-/Längenverhältnis, ihre innere Geometrie ist entscheidend für das Analyseergebnis und die Öffnung an der Spitze beträgt nur wenige Zehntelmillimeter. Der Formenbau- und Heißkanal-Spezialist Männer hat dafür ein Werkzeug mit neuartigem Cluster-Konzept entwickelt.

Im Männer Test-Center in Bahlingen: Spritzgießwerkzeug für die Herstellung von Pipettenspitzen im laufenden Betrieb. Die Automatisierung  der Anlage ist derzeit noch im Aufbau

Pipettenspitzen: Männer präsentiert Werkzeug mit austauschbaren Clustern

Heißkanalsysteme

Komponenten für die Kunststoffverarbeitung

Wartung bei (fast) laufender Fertigung

Da Amies Innovation bereits an der Herstellung ähnlicher medizinischer Komponenten beteiligt war, wurde das Unternehmen als Partner für die Herstellung der Gehäuseteile für ein Covid-19-Testkit ausgewählt. Der Zeitdruck in diesem Projekt war enorm – auch für die beteiligten Werkzeug- und Heißkanallieferanten.

32-fach-Nadelverschlusssystem für das Spritzgießwerkzeug, mit dem die Abdeckung für ein LFD hergestellt wird

16:9

Unternehmen reagieren schnell auf die Anforderungen an „Lateral Flow Test”-Geräte

Normalien und Heißkanaltechnik

Sprint zum Testkit

Pharmazeutische Bördelkappen bestehen in der Regel aus einer Aluminiumdünnblech- und einer Kunststoffkomponente. Durch einen kombinierten Tiefzieh- und Hinterspritzprozess mit vorgeschalteter Inline-Laserbearbeitung des Aluminiumdünnblechs kann die Prozesskette deutlich verkürzt werden.

Die Bördelkappe für Injektionsfläschchen wird in einem zweistufigen Prozess gefertigt.

Kombinierter Tiefzieh- und Hinterspritzprozess mit mikroformschlüssigem Verbund

Hybridtechnik

Aluminiumlegierungen

Metall Werkstoffe

NE-Metalle

Laserbearbeitungen

Oberflächentechnik

Tiefziehen

Verfahren für die spanlose Fertigung

Spritzgieß-Sonderverfahren

Simulation Stanzen / Umformen

Software

Simulation

Laserstrukturieren

Hybrid-Spritzgießen (Metall / Kunststoff)

 Prozesskette zur Herstellung hybrider Medizinprodukte

Unter neuem Namen und dem Dach der indischen Vasantha-Gruppe blüht der vormalige KTW-Werkzeugbau in Waidhofen auf.

Im VTW-Technikum werden bis dato die Werkzeuge abgemustert. Zukünftig soll es auch Kundenanlagen für Anfahrserien aufnehmen.

Werkzeugbauer VTW und die großen Pläne der Vasantha-Gruppe

Doriat, Clemens, Dr.

Werkzeug- und Formenbau

Dienstleistungen

Werkzeug-, Formen- und Modellbau

Fertigungsautomation

Wie Phönix aus der Asche

Verbrauchsmaterialien für die In-vitro-Diagnostik unterliegen hohen Anforderungen an Qualität und Stückzahl, aber auch an das Herstellumfeld im Reinraum. Das hat Implikationen für die gesamte Anlagentechnik – und besonders für den Werkzeugbau.

64-fach-Werkzeug für Pipettenspitzen. Das Heißkanalsystem ist über alle Kavitäten balanciert 

Strategisches Vorgehen durch Klassifizierung nach Produktgruppen

Werkzeug-Plattformen  für IVD-Verbrauchsmaterialien

Acht Unternehmen wurden am ersten Tag der K-Messe mit dem TecPart-Innovationspreis 2022 ausgezeichnet, eines davon doppelt und ein weiteres sogar dreifach.

Auf der K 2022 verleiht der GKV/TecPart elf Mal seinen Innovationspreis

Schaumspritzgießen

Mehrkomponenten-Spritzgießen

Automatisierungskomponenten

Warmformen / Thermoformen

Spritzgießsimulation

Elastomer-Spritzgießen

Montagelinien

Montagetechnik

Montage

Montage-Spritzgießen

Ultraschallschweißen

Verbindungstechnik Verfahren

Thermisches Fügeverfahren

Dreidimensionale Puzzles

Elmet präsentierte eine Fertigungszelle mit Vierfach-Werkzeug, vollelektrischem Nadelverschluss-Kaltkanal und einer neu entwickelten Dosieranlage, die Abdeckkappen für runde Lebensmittelbehälter produzierte. Die Genauigkeit des Spritzprozesses wird über eine Wägezelle sichergestellt und dokumentiert.

Positive Bilanz: Das Elmet-Team um CEO Harald Wallner auf dem K-Messestand.

Messe K-Kunststoffmesse

kunststoffe-international.com

kunststoffe.de

Innovative Fertigungszelle für LSR-Konservendosen-Abdeckungen

Additiv gefertigte Formeinsätze aus Kunststoff können im Werkzeugbau eine sinnvolle Alternative sein – wenn die Frage der Temperierung geklärt ist.

Die Verwendung von Formeinsätzen aus Kunststoff erlaubt im Spritzgießprozess keine konventionelle Temperierung.

Wie sich durch thermische Auslegung die Prozessstabilität und die Stückzahl steigern lässt

Temperiertechnik

Additive Fertigung

Temperierung 3D-gedruckter Spritzgießwerkzeuge aus Kunststoff

Für die Transformation der Industrieproduktion in ein Wirtschaftssystem mit abfallfreien, CO2-armen Herstellprozessen werden auch spritzgegossene, hochbelastbare thermoplastische Großbauteile benötigt.

Schmelzeweiterleitung von zwei seitlichen Spritzeinheiten einer Engel v-duo 2300 RTM in die Mitte der auf dem Schiebetisch montierten Heißkanal-Zwischenplatte. 

Wirtschaftliche Lösung zur Fertigung von thermoplastischen großen Strukturbauteilen

Co-Injektion (Barriere-/Sandwich-Spritzgießen)

Kunststoff-Rezyklat

Kunststoff Werkstoffe

Flexible Einspritzlösungen  mit Adapterplatten

Die Weltleitmesse K hat in diesem Jahr erstmals auf breiter Front praktikable Lösungen für eine höhere Ressourceneffizienz aufgezeigt. Ein erster Streifzug übers Messegelände.

Wie sich Rezyklate mit digitalen Helfern prozesssicher verarbeiten lassen, offenbarte die K 2022 den Besuchern anhand zahlreicher Praxisbeispiele.

Solar / PV

Energieerzeugung

Erneuerbare Energie

Condition Monitoring / Prozessüberwachung

Instandhaltung

Biokunststoffe

Handling, Handhabungstechnik

Energieeffizienz

Industrie 4.0 für die Kunststoffverarbeitung

Industrie 4.0

Digitalisierung

Spritzgießmaschinen

Silikonkautschuk

Kautschuk / Elastomere

Kreislaufwirtschaft

Compoundieren

Kunststoff-Aufbereitung

Geht doch

Wir zeigen, was die Heißkanaltechnik heute an mechanischer, elektronischer und digitaler Expertise aufbietet.

Die Überwachungseinheit smart Control ermöglicht die ganzheitliche Überwachung der Spritzgießproduktionszelle inklusive des Werkzeugs, Heißkanalsystems und aller Peripheriekomponenten. Der Anwendungsfall „Luer-Konnektor“ war auf der K 2022 zu sehen.

Zeitgemäße Spritzgießlösungen auf der K 2022, Teil 3: Heißkanaltechnik

Mikrospritzgießen

Digitale Transformation

Wirtschaft

Innovationen und neue Technologie

Mess-, Steuer- und Regelgeräte

Qualitätssicherung

Qualitätssicherung Kunststoff

Temperaturregler

Messtechnik

Sensoren / Messwertaufnehmer

Alles geregelt

Die Herstellung funktionaler Bedienblenden in einem einstufigen Spritzgießprozess macht die Produktion auch für Verarbeiter in Westeuropa attraktiv.

In die Bedienblende sind sogenannte Verschwinde- bzw. Dead-Front-Effekte integriert.

Hinterspritzen funktionalisierter PET-Folien

Kapazitive Sensoren

Folientechnik (IMD, IML, FIM, u.a.)

HMI, Bedienelemente, Displays

Elektronik

Kfz-Elektronik

Multiaxialroboter für die Kunststoffverarbeitung

Bedienoberflächen mit „Wisch und weg“

Wie das Spritzgießunternehmen Hauff die Herstellung von Oberkorbrollen für Spülmaschinen automatisiert hat.

Ein KR Quantec entnimmt simultan zum Spritzzyklus die Oberkorbrollen aus dem unteren Teil des Würfels und setzt sie in die Steckbuchsen in der oberen Hälfte ein, um die fertigen Teile danach zu entnehmen.

Autonome Produktion von der Maschine bis zur Palette

Handhabungsroboter

Industrieroboter

Elektrohaushaltsgeräte, Weiße Ware

Elektrotechnik, Elektronik

Palettierroboter

Digitaler Zwilling

Im Doppelpass mit dem Zauberwürfel

Spritzgießzelle vereint hohe Artikelvarianz mit automatisiertem Produktwechsel

Mit dem neuen Maschinen-Werkzeugkonzept lassen sich 159 Produktvarianten fertigen.

Flexibles Produktionskonzept vereint hohe Artikelvarianz mit Automatisierung

Inserttechnik

Linearroboter für die Kunststoffverarbeitung

Eine Anlage, 159 Varianten

Verbundbauteile mithilfe variothermer Temperiertechnik und UV-Aktivierung realisieren

Multifunktionale Medizinprodukte aus LSR und ABS

Die im konventionellen Mehrkomponenten-Spritzgießverfahren nicht herstellbare Materialpaarung LSR/ABS ist in der Medizintechnik sehr vorteilhaft. Während die physiologisch unbedenklichen Silikonkautschuke in breiten Temperaturbereichen eingesetzt und sterilisiert werden können, zeichnet sich ABS durch eine hohe Reinheit aus. In dieser Arbeit wird gezeigt, wie Funktionsteile aus diesen beiden Komponenten mithilfe einer variothermen Werkzeugtemperierung und einer speziellen Oberflächenbehandlung hergestellt werden können.

Bei der Entwicklung einer Infusionspumpe zur Marktreife wurde insbesondere die Frage gelöst, wie eine temperaturvernetzende LSR-Type einen Standardthermoplast überspritzen könnte.

Wichtige Funktionsbauteile werden in medizintechnischen Produkten oftmals aus Silikon in Verbindung mit einer Hartkomponente hergestellt. Solche Materialkombinationen finden sich in vielen Produkten, zum Beispiel in Beatmungsmasken. Für das hier beschriebene Projekt hat sich ein fünf Teilnehmer starkes Forschungskonsortium (Tabelle 1, S. 44) auf eine komplexe Anwendung fokussiert: eine elastomere Infusionspumpe (Titelbild), die aus Flüssigsilikonkautschuk (LSR) und Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) besteht (Bild 1). Dabei ist es von Bedeutung, dass die geometrischen Toleranzen des Bauteils und die Adhäsion zwischen der Hart- und Weichkomponente strenge Spezifikationen einhalten – auch nach der Sterilisation.

Die dynamische Wechseltemperierung soll es ermöglichen, hierfür einen Standard-Thermoplast zu verwenden und mit LSR zum Mehrkomponenten-Bauteil zu überspritzen, was ökonomisch effizient bei Temperaturen über 130 °C geschieht. Eine solche variotherme Temperierung lässt sich beispielweise fluidisch oder induktiv umsetzen und findet aktuell vor allem zum Erreichen hoher Oberflächenanforderungen oder bei geschäumten Thermoplasten Anwendung [1]. Wie bereits an anderer Stelle dargestellt, wurde das ABS aufgrund der Sterilisierbarkeit und der guten Haftungseigenschaften zum LSR ausgewählt [2].

Indexplattenwerkzeug mit Kalt- und Heißkanal

Für dieses Projekt wurde ein spezielles hybrides Heiß-/Kaltkanalsystem entwickelt. Dabei müssen innerhalb eines Werkzeugsystems je zwei Kavitäten mit ABS und mit LSR versorgt werden. Herausforderung hierbei ist die strikte thermische Trennung zwischen Kaltkanal und Heißkanal. Gelöst wurde dies durch den Einsatz von speziell dafür ausgelegten Isolierplatten, die sowohl den Temperaturen als auch den durch thermische Dehnung entstehenden Kräften standhalten können. Erst durch diese strikte Isolation zwischen Kalt- und Heißkanal (Bild 2) wird eine homogene Temperaturführung der Schmelzen möglich.

Sowohl für die ABS- als auch für die LSR-Komponente wurde die Nadelverschlusstechnik eingesetzt. Die Ansteuerung der Nadeln erfolgt in beiden Fällen über elektrische Schrittmotoren, die eine genaue Positionierung der Nadeln erlauben. Dies ist insbesondere für die LSR-Komponente relevant, da in Verbindung mit konischen Nadeln eine präzise Regelung des Füllverhaltens und der Balancierung des Schussgewichts gewährleistet wird.

Das Werkzeug ist als Indexplattenwerkzeug ausgelegt und hat je zwei Kavitäten für den Vorspritzling und das Endprodukt (Bild 3). Dabei spielt die Umsetztechnik eine entscheidende Rolle. Hier hat man sich für den Indexplattenantrieb entschieden, weil dieser gegenüber ähnlichen Technologien (zum Beispiel Drehteller) einen höheren Freiheitsgrad in der Nachbearbeitung bereithält.

So können Geometrieanpassungen oder Hinterschnitte mit unterschiedlicher Ausprägung für die Heiß- und Kaltseite ausgearbeitet werden. Ein zweiter Punkt ist die thermisch träge Masse an Stahl, die bei der Indexplattentechnik geringer ausfällt und sich deshalb eher für variotherme Heizprinzipien eignet. Die mithilfe eines Vorversuchswerkzeugs von Polar-Form erarbeitete Eingrenzung der Materialpaarungen diente als Ausgangspunkt, um den Ansatz für die numerische Simulation zu konkretisieren.

Im Werkzeug integriertes Induktionssystem

Einer engen Abstimmung im Konsortium bedurfte die vollständige Integration der Einzelkomponenten in das Gesamtkonzept. Dies betraf die Kavitätengeometrie mit Rückkopplung auf die Ergebnisse der Füll- wie auch Vernetzungssimulation, die Elektrik und Steuerungskomponenten, die Anordnung der Spritzgießaggregate, die Konfiguration der Haupt- und Nebenachse inkl. Dosiersystem, die Antriebsart, die Steuerung des Roboters mit der UV-Lampe und das Anforderungsprofil für die spätere Spritzgießmaschine. Nachdem die Werkzeugspezifikation ausdifferenziert war, wurde das Werkzeug komplett aufgebaut.

Als ein wesentlicher Punkt ist die genaue Spezifikation der Komponenten des Temperiersystems und der geometrischen und materialtechnischen Ausführung zu nennen. Dazu haben die Projektpartner eng mit RocTool, dem Hersteller der induktiven Heizung, zusammengearbeitet. Um lokale Temperaturabweichungen (Hotspots) zu vermeiden, wurde eine Feinabstimmung der räumlichen Anordnung der Temperierelemente und der Wechsel auf eine Stahlsorte mit erhöhter Temperaturleitfähigkeit vorgenommen.

Eine gute Adhäsion zwischen LSR und ABS verlangt eine Vorbehandlung des Vorspritzlings vor dem Transfer in die LSR-Kavität. Bei der UV-C-Bestrahlung wird die ABS-Oberfläche mit einer Quecksilber-Niederdruckdampflampe (Typ: sonderangefertigte Ringlampe; Hersteller: UV-Technik Speziallampen GmbH) 20 s lang bestrahlt. Das Bestrahlungsmodul ist dazu auf einem Handlingroboter befestigt. Eine Blende auf dem Bauteil (Bild 4) verhindert, dass das Bauteil in der Mitte bestrahlt wird. Damit wird partiell nur der Außenrand des Demonstrators aktiviert. Während der Vorbehandlung mit der hochenergetischen UV-C-Strahlung werden Polymerketten gebrochen und es können zusätzlich Photo- und Ringoxidationen stattfinden. Dabei kommt es zur Bildung von zusätzlichen funktionellen Gruppen wie Hydroxyl-, Carbonyl- oder Carboxylgruppen. Ein weiterer Effekt ist, dass freie Radikale und Ozon aus der Umgebungsluft zusätzlich mit der Polymeroberfläche interagieren [3, 4].

Herstellung der Probekörper mit langer Heizzeit

Auf einer Spritzgießmaschine Victory 160 (Hersteller: Engel) wird im ersten Prozessschritt das ABS bei einer Werkzeugtemperatur von 60 bis 80 °C eingespritzt. Anschließend, nach dem Drehen der Indexplatte, wird das LSR aufgespritzt und vernetzt dort. Dazu wird die Düsenseite auf bis zu 180 °C aufgeheizt. Aufgrund der bis zu 2,5 mm dicken Silikonschicht muss die Temperierung der Kerne auf mindestens 120 °C eingestellt und die Heizzeit verlängert werden. Da die Kerne thermisch nicht vom Rest des Werkzeugs isoliert sind, stellt sich eine Temperatur ein, die im Bereich der Erweichungstemperatur des ABS von ca. 96 bis 105 °C liegt. Die Indexplatte erreicht dann Temperaturen von 80 bis 90 °C.

Wenn wie bei diesem Werkzeug Durchgangsbohrungen im Thermoplast enthalten sind und Metallkerne in der Auswerferseite zum Einsatz kommen, besteht die Gefahr, dass diese Kerne beim Überspritzen so viel Wärme ableiten, dass das Silikon nicht vollständig vernetzt. Dies lässt sich umgehen, indem man entweder die Metallkerne effektiv isoliert, Kunststoffkerne einsetzt oder diese Kerne separat beheizt. Nach dem Vernetzen der Silikonkomponente entnimmt der Roboter die Bauteile von der Auswerferseite. Gleichzeitig bestrahlt die UV-Lampe den äußeren Rand der beiden Thermoplastspritzlinge in der anderen Werkzeughälfte. Die Gesamtzykluszeit beträgt bis zu 3 min.

17 Kühlkreisläufe  mit variabler Einstellung

Das Werkzeug verfügt zur Verteilung der ABS-Schmelze über einen Heißkanal und zur Verteilung des Silikonkautschuks über einen Kaltkanal. Die Temperatur des Heißkanals wird über eine separate Steuerung geregelt, der Kaltkanal ist direkt an die Kaltwasserversorgung der Maschine angeschlossen. Das Werkzeug verfügt in der Summe über 17 Kühlkreisläufe, deren Temperaturen während der Versuche unterschiedlich gewählt werden konnten.

Am Werkzeug waren vier Temperiergeräte angeschlossen. Die Formplatten der LSR-Kavitäten werden während des Aufheizprozesses induktiv beheizt. Diese Heizung wird mit dem heißen Wasser aus dem Vorratsbehälter des Variothermiegeräts unterstützt. Nach dem Vernetzen des Silikons wird das Werkzeug mit Kaltwasser über die Wechseltemperierung gekühlt.

Der Aufheizprozess vom Entformen des vorangegangenen Schusses bis zum nächsten Einspritzen dauert ca. 30 s. Anschließend werden die Formplatten düsenseitig für 40 bis 50 s nachgeheizt, damit das Silikon vernetzen kann. Wenn die Induktionsheizung abschaltet, geleitet das Variothermiegerät kaltes Wasser durch das Werkzeug, bis die Temperatur der Düsenseite 65 bis 90 °C erreicht. Daraufhin werden die Bauteile entnommen (Bild 5). Mit der Induktion ist ein schnelles Aufheizen des Werkzeugs möglich, sie erfordert andererseits aber auch einen Mehraufwand durch zusätzliche Geräte und einen speziellen Werkzeugstahl.

Prozessvalidierung  und Designverifikation

Als ein Testpunkt in der Designverifikation nach ISO 13485 ist der Flussratentest zu nennen, also die gravimetrisch ermittelte Entleerung der Infusionspumpe ausgehend vom Nominalvolumen über die Infusionsdauer. Der in Anlehnung an die ISO 28620 im Normklima durchgeführte Test berücksichtigt außerdem die Kavitätenzuordnung und drei verschiedene Sterilisationsarten – unsterilisiert, Gamma-sterilisiert und EO-sterilisiert. Der Gamma-Zyklus hatte eine Dosis von ca. 20 kGy. Bei der EO-Sterilisation wurde ein Äquivalenzzyklus gefahren.

Wie die Auswertung der Proben offenbart, ist der Einfluss der Kavität besonders groß, wenn die Bauteile nicht sterilisiert sind (Bild 6). Da die Flussrate unmittelbar vom Vernetzungsgrad des Bauteils abhängt, zeigt sich, dass der Vernetzungsgrad und damit die Innentemperatur der Kavitäten nachweislich voneinander abweichen. Durch externe Messmittel wurde eine Temperaturdifferenz von ca.10 K zwischen den Kavitäten registriert. Eine Betrachtung der Ergebnisse bezogen auf die verschiedenen Sterilisationsarten zeigt, dass sich die Flussrate der Infusionspumpe im Mittel kaum unterscheidet. Nach der Sterilisation wird der Einfluss der Kavität und damit auch der Vernetzungsgrad im Werkzeug weniger relevant, was sich mit den Erfahrungen der Fachliteratur deckt, da die Nachvernetzung auch durch die Sterilisation stattfindet. In einer vergleichbaren Serienfertigung hätten jedoch verschiedene Materialchargen einen zusätzlichen negativen Einfluss auf die Flussratenvarianz.

Ziel war es, ein Mehrkomponenten-Spritzgussteil nicht nur technisch, sondern auch regulatorisch zur Marktreife zu führen. Dabei wurde insbesondere die Frage gelöst, wie eine temperaturvernetzende LSR-Type einen Standardthermoplast überspritzen könnte. Weitere vom Konsortium in Eigenregie beleuchtete Technologiefelder waren die Haftungsaktivierung mittels UV-Strahlung oder das Einbringen von Hinterschnitten in das Bauteil, wodurch später Peripheriekomponenten assembliert werden konnten. Auch die variotherme Kombination der fluidischen Kühlung mit einer induktiven Werkzeugheizung war initial nicht geplant und ergab sich über die Projektlaufzeit. Die Designverifikation am Bauteil fiel divergent aus. So wurden hier nicht beschriebene Tests (Berstdrucktest, Zytotoxizitätsuntersuchung) mit überraschend gutem Ergebnis bestanden. Auch lieferte der Flussratentest zum konventionellen Spritzgießprozess vergleichbare Ergebnisse, allerdings bleibt die Herausforderung, die Zykluszeit deutlich zu verkürzen.

[1] Hopmann, C.; Menges, G.; Michaeli, W.; Mohren, P.: Spritzgießwerkzeuge. 7. Auflage, Carl Hanser Verlag, München 2018

[2] Malzahn, G. W.: Untersuchung der Haftungseigenschaften von mehrkomponentigen Hart-Weich-Verbunden aus ABS und LSR mit unterschiedlichen Vor- und Nachbehandlungen. Bachelorarbeit, Universität Kassel 2022

[3] Lake, M. (Hrsg.): Oberflächentechnik in der Kunststoffverarbeitung. 2., aktualisierte Auflage, Carl Hanser Verlag, München 2016

[4] Rivaton, A.; Mailhot, B.; Soulestin, J.; Varghese, H; Gardette, J. L.: Comparison of the photochemical and thermal degradation of bisphenol-A polycarbonate and trimethylcyclohexane-polycarbonate. Polymer Degradation and Stability 75 (2002), S. 17–33

EWIKON Heißkanalsysteme GmbH  

https://www.ewikon.com

Institut für Werkstofftechnik, Kunststofftechnik Universität Kassel

https://www.ifw-kassel.de

POLAR-FORM Werkzeugbau GmbH  

https://www.polar-form.de

Ausgabenartikel KU05-23

In der Infusionspumpe „MeKoBrane“, die im Rahmen des Projekts entwickelt wurde, verbinden sich eine Hart- und eine Weichkomponente. 

Bild 1. CAD-Modell des ABS- und LSR-Verbundbauteils in der Schnittansicht – montiert mit Ventil und Luer-Gewinde (links) und in der Explosionszeichnung (rechts).

Bild 2. Die thermische Trennung des Werkzeugs ist die Voraussetzung für eine homogene Temperaturführung der Schmelzen.

Bild 3. CAD-Modell des Werkzeugs inklusive Konfiguration der beiden Spritzaggregate.