Kunststoffverarbeitern steht eine breite Farbpalette für das Einfärben ihrer Produkte zur Verfügung. Die Auswahl der passenden Farbe kann schließlich entscheidend für den Erfolg sein.

Von der Natur inspirierte Farben werden auch 2021 sehr gefragt sein. Sie geben Produkten eine nachhaltigere Erscheinung 

Trendbericht zum Einfärben von Kunststoffen

Pigmente

Kunststoff Werkstoffe

Additive

Pigmente, bunt

Masterbatches

Farbstoffe und Pigmente

Kunststoffe

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Optik

Streifinger, Florian

Recycling

Umweltmanagement

Farbkonzentrate (Batches)

Farbstoffe

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Kunststoffverarbeitung: Verfahren

Kunststoff-Aufbereitung

Farben, flüssig

Welche Farbe darf es 2021 sein?

Die Kreislaufwirtschaft, die Elektromobilität und die noch immer präsente Corona-Pandemie beeinflussen die Farbauswahl für Kunststoffe. Welche Farbtrends sich daraus ergeben, hat Kunststoffe bei Farbmittelherstellern nachgefragt.

Kunststoff

Bauwesen

Baustoffe

Farbige Stimmungsaufheller

Farbige Kunststoffe sind nicht nur eine Marketingspielerei, sondern erfüllen bei technischen Bauteilen wichtige Funktionen. Sie warnen etwa vor Gefahren und ermöglichen eine schnelle und direkte Identifikation der Komponenten. Die Einfärbung solcher Kunststoffbauteile stellt Kunststoffverarbeiter allerdings vor einige Schwierigkeiten.

Wie Kunststoffverarbeiter das passende Farbmittel für Hochleistungspolymere finden

Hochleistungskunststoffe

Thermoplaste

Farbe für den Hochleistungsbereich

Bei Sportartikeln spielt die Farbgebung eine wichtige Rolle. Wie sich dabei Funktionalität und Optik verbinden lassen, zeigt die Entwicklung einer Skibindung.

Skibindungen stellen hohe Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften der Kunststoffe – und müssen dennoch schick sein.

Effektvoll eingefärbte LFT-Compounds

Polyamide

Technische Kunststoffe

Nicht nur farblich abgestimmt

Verpackungshersteller und Verbraucher haben einen hohen Anspruch an die Optik von Verpackungen. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach einem verstärkten Einsatz von Recyclingmaterialien. Farbige Kunststoffe stellen allerdings häufig eine Hürde für die Wiederaufbereitung dar.

Auch die Granulatgröße kann für die Farbqualität von PCR entscheidend sein, da sie die Farbverteilung in den Polymeren bestimmt

Möglichkeiten zur Einfärbung von Post-Consumer-Rezyklaten im Verpackungsbereich

Polyethylen

Polyethylenterephthalat

Polypropylen

Farblose Recyclingwelt?

Um Produkte aus 100 % recycelten Post-Consumer-Materialien (PCR) herstellen zu können, hat Avient entsprechende Farb- und Funktionsmasterbatches mit PCR-Matrix entwickelt.

Gerade bei Verpackungen sind immer häufiger PCR-Anteile von 100 % gefragt

16:9

Masterbatches mit PCR-Matrix

Verpackungsmaterial

Logistik

Standardkunststoffe

Additiv-Batches

100 % aus Recyclingmaterial

Für schwarze Kunststoffe hat Finke Masterbatches vorgestellt, die die Sortierung der eingefärbten Produkte mit Nahinfrarotsystemen (NIR) ermöglichen.

Immer mehr Hersteller bieten schwarze Master batches an, die auf Ruß verzichten

Polystyrol

Schwarz mit COTREP-Zertifizierung

Für nachhaltigere Kunststoffprodukte zeigt Granula auf der Fakuma speziell zugeschnittene Masterbatches. Das Unternehmen hat dafür Typen mit biologischen Farben und abbaubaren Additiven für das Spritzgießen und die Extrusion entwickelt.

Die Masterbatches kommen u. a. zur Einfärbung der Deckel von To-Go-Bechern zum Einsatz

Messe Fakuma

kunststoffe.de

Kunststoff-Rezyklat

Bio- und PCR-basierte Masterbatches

Das israelische Unternehmen Tosaf stellt Funktions-, Farb- und Kombi-Masterbatches vor, die für die Verarbeitung in der Extrusion und dem Spritzgießen geeignet sind. Dazu gehören Farbmasterbatches für Rezyklate mit besonderem Schwerpunkt auf Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) sowie biologisch abbaubare Masterbatches.

Mit speziellen Masterbatches können Hochvoltkomponenten in Elektrofahrzeugen dauerhaft orange eingefärbt werden

Elektromobilität

Mobilität

Biokunststoffe

Masterbatches für aktuelle Trends

Das Werk von AF-Color in Niederzissen hat den Normalbetrieb wieder aufgenommen. Ein Feuer im November vergangenen Jahres hatte den Betrieb kurzzeitig komplett stillgelegt. Der Masterbatchhersteller hat außerdem seine Produktionskapazitäten am Standort noch einmal erweitert.

Wegen einem Brand steht gegenwärtig die Produktion bei AF-Color.

AF-Color nimmt normalen Betrieb nach Brand wieder auf

Kunststoffe, die duften – an diesem Projekt arbeiten die Entwickler des Farbmittelherstellers Grafe gerade. Als erstes Ergebnis haben sie nun ein Masterbatch für Polypropylen (PP) vorgestellt, das mit Hilfe eines Duftöls Wohlgeruch verbreiten soll.

Das erste Masterbatch der Reihe soll einen Geruch wie ein frisch geputztes Bad verströmen und wurde deshalb auf den Namen „Fresh Air“ getauft.

Masterbatches mit Duftölen versprechen ein Fest für die Sinne

Denn die Nase entscheidet mit

Kunststoffe hat bei Farbmittelherstellern nachgefragt, was die Trendfarben im kommenden Jahr sein werden. Eine der spannenden Erkenntnisse: Die gegenwärtigen Lieferengpässe haben Auswirkungen auf die Farbauswahl.

Trendfarben für Kunststoffprodukte, die Auswirkungen von Farben auf die Recyclingfähigkeit von Kunststoffen, Zusammenhang von Farbauswahl und Lieferengpässen

Knallig oder doch gezwungen schlicht?

Seit einiger Zeit sind bei Verpackungen eine metallisch anmutende Optik sowie dekorative Gestaltung durch Lasern sehr gefragt. Rowa Masterbatch hat Masterbatches entwickelt, die beide Trends aufgreifen.

Metallische Oberflächen sind bei Körperpflegeprodukten und Verpackungen gerade sehr beliebt. Dass sie auch ohne Qualitätsverlust laserbeschriftet werden können, dafür sorgt ein speziell entwickeltes Kombibatch 

Laserbeschriftung in Farben

Oberflächentechnik

Laserbearbeitungen

Laserbeschriftung

Einwandfreie Metalloptik trotz Laserbeschriftung

Der Masterbatch-Hersteller Lifocolor zeigt als Messehighlight auf der K bioabbaubare Farbkonzentrate auf Pflanzenbasis. Mit diesen soll sich ein geschlossener Kreislauf für bioabbaubare Kunststoffe realisieren lassen.

Für eine langfristige Kreislaufführung kommt es nicht nur auf die Kunststoffe, sondern auch auf die verwendeten Farbmittel an. Lifocolor hat speziell für die Einfärbung von Rezyklaten Masterbatches entwickelt.

Messe K-Kunststoffmesse

kunststoffe-international.com

Bioabbaubare Farben auf pflanzlicher Basis

Auf der K 2022 stellt Tosaf eine Reihe weißer Masterbatches vor, die kein Titandioxid (TiO2) enthalten. Sie sollen über sehr guten Eigenschaften in Bezug auf Weißgrad, Farbstärke und Opazität verfügen.

Das Interesse an weißen Farbmitteln ohne Titandioxid ist bei Herstellern von Lebensmittelverpackungen und Spielzeugen sehr hoch. Die von Tosaf entwickelten Masterbatches sollen nun die gleiche Farbstärke und Opazität wie vergleichbare TiO2 -basierte Varianten erreichen.

Weiß auch ohne Titandioxid

Trendbericht „Einfärben von Kunststoffen“

Die Farbvorlieben von Konsumenten verändern sich mit der Zeit. Gleichzeitig beeinflussen unter anderem die verwendeten Materialien die Auswahl der Farben und Farbmittel. Gegenwärtig ist das etwa durch den verstärkten Rezyklateinsatz der Fall. Die Kunststoffe-Redaktion hat bei Farbmittelherstellern die aktuellen Farbtrends abgefragt. Außerdem wollten wir wissen, welche Rolle der CO2-Fußabdruck bei ihren Produkten spielt und ob sie bereits künstliche Intelligenz nutzen.

Kunststoffe hat bei Farbmittelherstellern die aktuellen Farbtrends abgefragt. Wir wollten auch wissen, wie relevant der CO2-Fußabdruck ist und ob sie KI nutzen.

Das Verhältnis zwischen Kundenwünschen und der Farbe von Produkten ist ein ambivalentes. Einerseits beeinflusst die Farbauswahl die Kundenwahrnehmung von Produkten, sorgt dafür, ob sie als wertig, aufregend und nachhaltig angesehen werden. Gleichzeitig erzeugen die Lebensumstände und die Wünsche der Kunden Farbtrends, die sich dann im Aussehen der Produkte widerspiegeln. Schließlich möchten die Hersteller mit ihren Produkten die Bedürfnisse und Einstellungen der Konsumenten aufgreifen und bedienen. Sehr gut bringt das Jessica Knoch, Marketingleiterin bei dem Masterbatchhersteller Lifocolor (Bild 1), auf den Punkt: „Farben beeinflussen und drücken immer auch unsere Haltungen, Emotionen und Handlungen aus.“

Besonders stark prägen ihr zufolge gerade die weltweiten Krisen die Trendfarben. Der Krieg in der Ukraine und weitere globale Konflikte erzeugten eine Sehnsucht nach Frieden und Harmonie. Auch die Covid-19-Pandemie wirke noch nach. Deshalb sind laut Knoch vor allem sanfte, dezente und neutrale Farben und Mitteltöne gefragt (Bild 2). Diese vermittelten ein Wohlgefühl, Ruhe und Einklang mit sich und der Umwelt. Entsprechende Farben sind etwa warme Grau-, Braun- und Beigetöne, aber auch kräftiges mineralisches Rostrot und bestimmte Blautöne. Für auffälligere Akzente bieten sich ihr zufolge lebhafte Farben an, die für Kommunikation und Dynamik stehen und Energie erzeugen. „Ein knalliges Orange und Mittelblau, ein intensiver Purpur- und Rosaton sowie vitalisierendes Türkis werden an den Points-of-Sale definitiv Anreize setzen“, sagt sie.

In eine ähnliche Richtung geht auch die Prognose von Sami T. K. Palanisami, Senior Global Marketing & Sales Manager für Non-Polyolefin Colors & Additives bei dem US-amerikanischen Additivhersteller Milliken. Die aktuellen Farbtrends verkörpern für ihn den Wunsch nach Kooperation und Kreativität. Das Unternehmen stellt jedes Jahr in einer Trendkollektion, der sogenannten ColorDirection collection, besonders gefragte Farben zusammen. Diese umfasst diesmal ebenfalls kräftige Farbtöne, etwa ein entsprechendes Pink, Orange und Rot.

Rezyklate treiben die Nachfrage nach helleren Farben

Für Philippe Lazerme, Head of Marketing Plastics bei Heubach (Bild 3), hängen die Farbtrends klar vom Anwendungsfeld ab. Bei Konsumgütern sieht er buntere Produkte im Kommen. Im Automobilbereich ist ihm zufolge das Interesse an Orange sehr hoch. Orange wird in Elektrofahrzeugen als Warnfarbe für Hochleistungsbauteile verwendet. Die starke Nachfrage danach ist bereits seit einigen Jahren ungebrochen. Auch bei Kunststoffverpackungen sieht Lazerme keine große Veränderung in der Farbgebung. Dort herrschten weiterhin die Farben der jeweiligen Marken vor. Allerdings mit einer wichtigen Änderung: „Wir stellen fest, dass neue Verpackungen mit helleren Tönen eingefärbt werden. Das hat mit Design for Recycling zu tun. Hellere Farben gelten als einfacher zu rezyklieren“, erklärt er.

Da bisher viele Kunststoffprodukte jedoch dunkel eingefärbt waren, haben auch viele der erzeugten Rezyklate einen dunklen Farbton. Außerdem ergibt sich durch die Mischung von unterschiedlich farbigen Kunststoffabfällen bei den Rezyklaten häufig ein grauer Farbton. Um diese erneut einzufärben, sind Farben und Farbmittel notwendig, mit denen sich dunkle Farbtöne und Grau überdecken lässt. „Rezyklate sind durch das Konglomerat aus gesammelten, mehr oder weniger gefärbten und wiederaufbereiteten Produkten bereits mit Farbe beladen. Sie müssen deshalb überfärbt werden. Da die Rezyklate unterschiedliche Eigenfarben mitbringen – von hellen bis dunkleren, grauen bis farbigen Qualitäten – sind Farbmittel mit möglichst hoher Farbintensität erforderlich“, beschreibt Marco Meixner, Leiter der Forschung und Entwicklung bei Lifocolor, das Problem (Bild 4).

Weniger Farbvielfalt bei  Recyclingkunststoffen

Das bestätigt auch Felix Finke, Geschäftsführer des Unternehmens Karl Finke. Teilweise müssen ihm zufolge außerdem die Farbmittel höher dosiert werden, um die Eigenfarbe der Rezyklate zu überdecken. „Ein rezykliertes Material einzufärben, ist anspruchsvoller als Neuware zu kolorieren. Wir benötigen Pigmente, die den häufig gräulichen Farbton des Rezyklats überdecken können und dosieren das Masterbatch dementsprechend auch höher“, erklärt er. Das hat ihm zufolge ebenfalls Auswirkungen auf die Farbwahl. Kunden würden beispielsweise weniger brillante Farben anfragen.

Der Einsatz von Rezyklaten kann auch dazu führen, dass Produkthersteller Abstriche bei der Farbauswahl machen müssen, da sich manche Farbtöne nicht realisieren lassen. „Nicht jeder Wunschfarbton kann unter Umständen aufgrund der Rezyklat-Type und -eigenfarbe exakt eingestellt werden. Der Hersteller muss gegebenenfalls Kompromisse beim Farbton eingehen“, sagt Forschungsleiter Meixner.

Die Farbmittelhersteller haben sich allerdings darauf eingestellt und teilweise spezielle Lösungen entwickelt. Heubach bietet für Masterbatchhersteller etwa eine kostenlose Datei mit Eichfarben an, mit denen sich auch bei dunklen Rezyklaten unkompliziert und schnell bestimmte Farbeinstellungen realisieren lassen sollen. Bei Karl Finke setzt man unter anderem auf Schichtkombinationen. Dabei werden die funktional sensiblen Schichten aus Neuware gefertigt, die anderen aus Rezyklaten. Zum Beispiel besteht die für das Aussehen relevante äußere Schicht aus Neuware, der Rest des Produkts hingegen aus aufbereiteten Abfällen. Das sorgt für eine hohe Gestaltungsfreiheit beim Design, die nicht durch die Eigenfarbe des Rezyklats eingeschränkt wird und ermöglicht gleichzeitig den Einsatz eines hohen Anteils an aufbereiteten Altkunststoffen. Außerdem ist für die Einfärbung keine höhere Farbmittelkonzentration und -intensität notwendig.

Das Konzept lässt sich auch auf zusätzliche Schichten übertragen. Falls etwa verpackte Produkte nicht mit Rezyklaten in Kontakt kommen sollen, lassen sich die Verpackungen in einer Dreischichtvariante umsetzen, mit einer Rezyklatschicht zwischen zweien aus Neuware. Karl Finke hat bereits vor einiger Zeit ein Coextrusionsverfahren dafür entwickelt und bietet ein spezielles Compound an, das sich für Zwei- und Dreischicht-Kombinationen eignen soll. „Auf diese Weise können unsere Kunden recycelte Ware einsetzen und somit Nachhaltigkeitsrichtlinien der EU erfüllen und gleichzeitig für die 20-prozentige Dekoschicht einen von zahlreichen Farbtönen wählen“, fasst Geschäftsführer Finke die Vorteile zusammen.

Durch das zunehmende Kunststoffrecycling treten außerdem die Stabilität der Farbmittel und deren Auswirkungen auf den Recyclingprozess stärker in den Vordergrund. Sowohl während der Verarbeitung als auch der Aufbereitung sind nicht nur die Kunststoffe, sondern auch die Farbmittel thermischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt. Die Stabilität spielt dabei primär aus zwei Gründen eine Rolle: Ist diese zu gering, können sich die Farbmittel zersetzen und dabei schädliche Bestandteile freisetzen. Außerdem sorgen stabile Farbmittel für eine einheitlichere Farbgebung der Rezyklate, da sich ihr Farbton nicht durch Zerfall verändert. Sie lassen sich somit leichter und mit geringerer Farbmittelkonzentration nachfärben.

Anorganische Pigmente wie etwa Eisenoxide sind dabei laut Stefano Bartolucci, Marktsegmentleiter Plastics des Lanxess-Geschäftsbereichs Inorganic Pigments (Bild 5), gegenüber organischen im Vorteil, da sie farbstabiler seien. Auch ist der Nachfärbeprozess ihm zufolge bei Eisenoxiden für den Kunststoff weniger belastend (Bild 6). Für sie spreche außerdem das häufige Einsatzgebiet von aufbereiteten Kunststoffabfällen: „Rezyklate werden oft für Anwendungen im Außenbereich verwendet. Auch hier können Eisenoxide punkten, da sie quasi von Haus aus UV-stabil sind. Eine zusätzliche Additivierung mit UV-Stabilisatoren kann somit auf ein Minimum reduziert werden“, führt er aus.

Bei Heubach sieht man allerdings die eigenen organischen Pigmente ebenfalls für mehrere Recyclingzyklen gewappnet. Auch laut Philippe Lazerme von dem Pigmenthersteller wird die Stabilität der Farbmittel wichtiger, weshalb dazu interne Untersuchungen durchführt wurden. „Wir haben zehn unserer organischen Pigmente getestet und nach bis zu zehn Extrusionsvorgängen chromatographisch analysiert. Diese Pigmente weisen keinerlei Veränderungen im Spektrum auf. Sie eignen sich somit für die Einfärbung von Verpackungen, die rezykliert werden“, berichtet er.

Kunden verlangen nach dem  Product Carbon Footprint

Einig sind sich die Hersteller darüber, dass die Umweltauswirkungen von Produkten für Kunden eine immer stärkere Bedeutung bekommen. Sowohl die befragten Pigment- als auch Masterbatchhersteller berichten einstimmig, das verstärkt nach CO2-Emissionen gefragt werde. „Die Sensibilität unserer Kunden dafür wird immer größer“, sagt etwa Dirk Schöning, Bereichsleiter Vertrieb bei AF-Color. Als relevanteste Größe hat sich dabei der sogenannte Product Carbon Footprint (PCF), also der CO2-Fußabdruck von Produkten, etabliert. „Wir sehen ein zunehmendes Interesse unserer Kunden und einen schnell wachsenden Bedarf an verlässlichen CO2-Daten, insbesondere Product-Carbon-Footprint-Daten“, sagt Dr. Thomas Lindner, Vice President Sustainability bei Heubach (Bild 7). Das bestätigt auch Entwicklungsleiter Marco Meixner von Lifocolor: „Die Anfragen nach CO2-Daten nehmen beständig zu.“ Auch Stefano Bartolucci von Lanxess geht davon aus, dass „die Nachfrage nach detaillierten Ökobilanzdaten über die gesamte Lieferkette immer größer werden wird.“

Wie weit sind die Hersteller beim CO2-Fußabdruck?

Hintergrund davon sind Lindner zufolge sowohl zunehmende gesetzliche Regelungen, aber auch das größere Verbraucherinteresse an solchen Informationen. „Der wachsende Bedarf liegt unseres Erachtens zum einen an einer zunehmenden Regulierung, aber auch am deutlich wachsenden Bewusstsein der Verbraucher. Daten zu Umweltauswirkungen von Produkten spielen eine immer größer werdende Rolle bei der Kaufentscheidung“, fasst er zusammen. Relevant ist dabei für einige Firmen laut Marco Meixner auch die verlangte oder gewünschte Kompensation von CO2-Emissionen bei Produkten.

Um diesen Kundenanforderungen gerecht zu werden, erfassen die Farbmittelhersteller gegenwärtig den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte. Wie weit sie damit sind, ist dabei sehr unterschiedlich. Einige bieten bereits für einen Teil ihrer Produkte detaillierte und zertifizierte Daten an, andere beschränken sich zunächst auf neue Produkte oder planen die Umsetzung in der Zukunft. Ziel ist in vielen Fällen dabei jedoch nicht nur, Kunden Informationen zur Verfügung zu stellen, sondern die Daten auch für die Reduzierung der eigenen CO2-Emissionen zu nutzen. „Der PCF macht Nachhaltigkeit messbar und liefert uns zuverlässige Daten für zukünftige Emissionseinsparungen“, erklärt etwa Lindner.

Neben dem Dauerbrenner Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Monaten auch künstliche Intelligenz (KI) als wichtiges Thema in der Gesellschaft und Wirtschaft etabliert. Ausgelöst wurde der Hype durch den vom US-amerikanischen Unternehmen OpenAI vorgestellten Chatbot ChatGPT, der die gegenwärtigen Möglichkeiten der KI-Technologien anschaulich vor Augen führte. Auch für die Einfärbung von Kunststoffen gibt es bereits Ideen, wie sich KI-Technologien nutzen lassen. Das Kunststoff-Zentrum Leipzig hat etwa in einem Projekt ein neuronales Netz entwickelt, um die Farbrezeptierung zu verbessern (siehe Kunststoffe 6/23, S. 64 - 66). Auch Envalior nutzt dafür bereits ein KI-Tool (siehe Artikel auf S. 34 in dieser Ausgabe).

Bei den Farbmittelherstellern gehen die Meinungen über den KI-Einsatz auseinander. Die Hälfte der befragten Unternehmen sieht die Technologien nicht als relevant für sich an oder hat sich noch nicht damit befasst. Andere erkennen für bestimmte Einsatzgebiete großes Potenzial. Häufig genannt wird die angesprochene Erstellung von Farbrezepturen. „Die KI bietet enorm großes Entwicklungspotenzial in der Rezepturfindung für Farbausarbeitungen – gerade dort, wo es zum Beispiel gilt, Metamerieeffekte zu minimieren“, erklärt Dirk Schöning von AF Color. Das sieht auch Lifocolor-Entwicklungsleiter Meixner so: „Wir können uns gut vorstellen, dass KI auch bei Masterbatchern Einzug erhalten wird. Es gibt bereits Software-Anwendungen, die bei Rezepturberechnungen unterstützen.“

Und er kann sich auch weitere Einsatzgebiete vorstellen, etwa in der Trendfarbenrecherche oder für die Produktentwicklung. Letzteres prüft man gegenwärtig bei Karl Finke. Geschäftsführer Felix Finke zufolge nutzt das Unternehmen KI-Technologien bereits bei der Marktanalyse und der internen Prozesssteuerung und „evaluiert den Einsatz von KI-gestützter Optimierung zurzeit im Bereich der Produktentwicklung“.

Neben den großen Chancen von KI wurde in letzter Zeit auch häufig über Risiken gesprochen. Häufig tauchte etwa die Frage auf, ob die Technologie den Menschen ersetzen wird. Zumindest für den Kunststofffarbbereich gibt Dirk Schöning von AF-Color Entwarnung: „Am Ende ist – zum Glück – das Auge des Coloristen unentbehrlich, wenn es um das Finetuning geht.“

LANXESS Deutschland GmbH  

Heubach GmbH  

https://www.heubachcolor.de

Karl Finke GmbH & Co. KG  

https://www.finke-colors.eu

Milliken Chemical Div. of Milliken & Company 

https://www.millikenchemical.com

Lifocolor Farben GmbH & Co. KG  

https://www.Lifocolor.de

AF-Color Zweigniederlassung der AKRO-Plastic 

https://www.af-color.com

Ausgabenartikel KU07-23

Bild 1. Jessica Knoch, Lifocolor: „Ein knalliges Orange und Mittelblau, ein intensiver Purpur- und Rosaton sowie vitalisierendes Türkis werden an den Point-of-Sales definitiv Anreize setzen.“

Bild 2. Bei Lifocolor sieht man sanfte und dezente Farben in nächster Zeit besonders im Kommen.

Bild 3. Philippe Lazerme, Heubach: „Neue Verpackungen werden mit helleren Tönen eingefärbt. Das hat mit Design for Recycling zu tun.“

Bild 4. Marco Meixner, Lifocolor: „Bei Rezyklaten kann eventuell nicht jeder Wunschfarbton eingestellt werden. Der Hersteller muss gegebenenfalls Kompromisse beim Farbton eingehen.“

Bild 5. Stefano Bartolucci, Lanxess: „Rezyklate werden oft für Anwendungen im Außenbereich verwendet. Hier können Eisenoxide punkten, da sie quasi von Haus aus UV-stabil sind.“

Bild 6. Anorganische Pigmente wie Eisenoxide sollen sich wegen ihrer hohen Farbstabilität für Rezyklate besonders anbieten.

Bild 7. Dr. Thomas Lindner, Heubach: „Der PCF macht Nachhaltigkeit messbar und liefert uns zuverlässige Daten für zukünftige Emissionseinsparungen.“